Besser statt mehr?

Die Zürcher Wahlen zwingen uns zu einer umfassenden Analyse der Ausgangslage vor den SR/NR-Wahlen im Hebst 2015. Hier eine punktuelle Minianalyse.

Nehmen wir als Ausgangspunt den 15. Januar: Aufhebung der Euro-Untergrenze. Das Szenario der Bürgerlichen war schnell an die Wand gemalt: Wirtschaftszusammenbruch. Und das Hilfspaket war schnell geschnürt: Keine neue Währungsziele der SNB, Lohnstopp und Arbeitszeiterhöhungen, weitgefächerte Deregulierungsoffensive, Aufschub der Energiewende, weiter gehender Abbau des Umwandlungssatzes im BVG. Auch die Erwartungen der linken und grünen Seite waren ein relativ schneller Wirtschaftseinbruch und ein überbordender Höhenflug des spekulativen Frankens. Beides ist insgesamt so nicht eingetroffen.

«Die Motore der Schweizer Wirtschaft rotieren weiter, von der befürchteten Rezession haben wir nichts zu spüren bekommen ausser all die tausenden Arbeitnehmer_innen, welche nun einen halben Tag länger arbeiten müssen. Die Frankenkrise, die noch nicht zur sichtbaren Krise geführt hat, wurde schamlos ausgenützt.»

Die Wirtschaft ist reich wie eh und je und die Arbeitnehmenden werden immer reicher an «wirtschaftsbedingten» Überstunden. Die Verlierer der straken Frankens sind einmal mehr die Arbeitnehmenden, als Sieger lassen sich so oder so die Bürgerlichen feiern, denn sollte die Rezession wie anhin ausbleiben, dann haben wir das sicher den bürgerlichen Massnahmen zu verdanken und sollte es doch noch zu einer Rezession kommen, dann waren sie die ersten Warner.

Während die Bürgerlichen den Arbeitnehmenden das Gefühl gaben ihr Frankenlohn sei nun mehr wert als früher – selbst wenn sie heute länger dafür arbeiten müssen – plakatierten die Grünen «Besser statt mehr». Alles klar?

Irène Kälin