1.6 % von 1/32 Apfelschale

Wir sind zurzeit etwas mehr als sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde. Und täglich werden wir mehr. Die Erde wird deshalb allerdings nicht grösser – im Gegenteil. Klimawandel, Artensterben, Pestizide und Waldrodungen machen den leb- und nutzbaren Anteil auf unserem Planeten immer kleiner.

 

Stellen wir uns unsere Erde mal als Apfel vor. Wenn wir diesen Apfel in vier Teile schneiden, dann sind drei Teile davon Wasser, der vierte Teil ist die Landfläche.

Wenn wir diesen Viertel wieder halbieren, dann haben wir einerseits ein Achtel Wüste, hohe Gebirgszüge und Eis und andererseits ein Achtel Land, das zur Verfügung steht.

Wenn wir dieses Land nochmals in vier Teile schneiden, dann haben wir Feuchtland, verbautes Land und Felsen.

Vom vierten Teil, das ist dann gerade noch 1/32 des Apfels, nehmen wir nur die Schale. Jetzt halten wir den Teil der Erde zwischen den Fingern, der die ganze Welt ernährt.

Das sind 1,4 Milliarden Hektar Ackerland und 3,3 Milliarden Hektar Wiesen und Weiden. Riesige Flächen – scheinbar.

Pro Person macht das aber überschaubare 2000 m2 Acker und 4500 m2 Weideland. 

 

2000 m2 sind 40 m lang und 50 m breit. Fast genau so gross wie der Bundesplatz (2218 m2). Ein grosser Garten auf den ersten Blick. Einer, den ich selber nie bestellen könnte, selbst wenn ich einen grüneren Daumen hätte. Aber auf diesen 2000 m2 muss alles wachsen, womit Mutter Erde uns nährt und versorgt: Hirse, Reis, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Öl und Zucker. Aber auch all das Futter für die Tiere, deren Fleisch, Milch und Eier wir verzehren, das vom Acker und nicht von Wiesen und Weiden stammt. Zudem die Baumwolle für unsere Kleider, Tabak für unsere Zigaretten und so weiter.

 

Nur 1.6% davon wird biologisch bewirtschaftet

 

Und trotz des positiven Bio-Trends der sich Jahr für Jahr fortsetzt und trotz der jährliche steigenden Nachfrage nach Bioprodukten in den letzten Jahren – was mich sehr freut, weil damit auch die Bioflächen weltweit wachsen – dürfen wir nicht vergessen, dass erst 1,6 Prozent davon biologisch bewirtschaftet werden.

Und ich gebe es zu, meine Vorstellungskraft ist ungenügend um mir 1.6 Prozent von 1/32 Apfelschale vorzustellen. Aber vom Bundesplatz oder unseren 2000m2 sind es gerade mal 32 m2.

Also ein Garten 4 auf 8 m. Einen Garten, den ich gut alleine bestellen könnte.

 

Aber er ist eindeutig noch zu klein, um den Herausforderungen zu begegnen, die sich Jahr für Jahr mit mehr Dringlichkeit stellen. Und wir wissen es alle: Dass viele Menschen Hunger leiden, liegt nicht daran, dass die Schale des kleinen Apfelstückchens nicht reichen würde um die Erdbevölkerung zu ernähren, sondern dass die einen mit ihren Ess- und Lebensgewohnheiten zu viel davon für sich verbrauchen, so dass für andere zu wenig bleibt. Und wir wissen auch, dass der fruchtbare Boden nicht gleichmässig verteilt ist auf die Länder und Regionen dieser Erde. Nicht einmal innerhalb der kleinen Schweiz. Und während die Weltbevölkerung wächst, wird der 1/32 unserer Erde, der sie ernähren muss, kleiner und kleiner. Klimawandel, Artensterben, Biodiversitätsverlust, verseuchte Böden durch Pestizide und Ausbeutung der Erde lassen den Teil unserer Erde immer kleiner werden, der uns ernährt. Das muss uns zu denken geben.

Irène Kälin